Lena Nzume: Rede zur Aktuellen Stunde (GRÜNE) zu "Berufsschulen von Bürokratie entlasten. Umschulungen erleichtern und Zertifizierungspflicht abschaffen"

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TOP 5a: Berufsschulen von Bürokratie entlasten. Umschulungen erleichtern und Zertifizierungspflicht abschaffen (Akt. Std. Grüne)

- Es gilt das gesprochene Wort -

Sehr geehrte Landtagspräsident*in, sehr geehrte Damen und Herren,

unsere berufsbildenden Schulen sind das Rückgrat der Fachkräftesicherung in Niedersachsen. Doch genau diese Schulen kämpfen mit unnötiger Bürokratie und doppelten Strukturen.

Ein Beispiel ist das komplizierte Zertifizierungsverfahren nach dem SGB III (drittes Sozialgesetzbuch). Damit sie Umschulungen anbieten können, müssen sich Berufsschulen als Träger zertifizieren lassen und jede Bildungsmaßnahme einzeln genehmigen. Das verursacht hohe Kosten und einen erheblichen Verwaltungsaufwand. Und das in Zeiten, in denen die Schulen eh schon stark belastet sind.

Dabei darf gefragt werden, wozu eine zusätzliche Zertifizierung überhaupt nötig ist. Es ist doch so, dass die Schulen ohnehin unter staatlicher Aufsicht stehen. Zudem haben sie ein Qualitätsmanagement, das den Anforderungen der Zertifizierung entspricht. Eine zusätzliche externe Zertifizierung hat keinen Mehrwert. Sie bringt nur mehr Bürokratie und zusätzliche Kosten. Ein Abbau dieser Doppelstrukturen würde die Schulen entlasten und -das wird Sie, die lieben Kolleg*innen der CDU freuen- wird dazu führen, dass Steuergelder nicht aus dem Fenster geworfen werden.

Im Moment belastet das Verfahren das Schulpersonal enorm: Lehrkräfte müssen einen Großteil ihrer Zeit für diese Tätigkeiten aufwenden. Diese Zeit fehlt für den Unterricht. Das kann doch wirklich niemand in diesem hohen Haus ernsthaft wollen.
Die Vorbereitung auf eine Zertifizierung kann ein ganzes (Schul)jahr dauern. Doch nach der ersten Zertifizierung ist es aber nicht geschafft: Es folgen jährliche Audits. Und: Alle drei Jahre erfolgt eine Rezertifizierung. Diese Verfahren kostet Zeit und Geld – ein Audit kostet etwa 2.000 Euro und die Re-Zertifizierung bis zu 10.000 Euro (pro Schule).

Genau das hält Schulen davon ab, mehr Umschulungs- oder neue Bildungsangebote zu schaffen. Besonders betroffen sind Berufsfelder, in denen der Fachkräftemangel besonders groß ist z.B.  Pflege, soziale Arbeit oder technische Berufe.

Angesichts des akuten Fach- und Arbeitskräftemangels, den unsere Kammern immer wieder betonen, brauchen wir effizientere Verfahren.

Wir brauchen jede einzelne Fachkraft! Und wir müssen unsere Schulen dringend entlasten. Die Abschaffung der Zertifizierungspflicht und die Erleichterung von Umschulungen sind der richtige Weg.

Deshalb begrüßen wir den Vorstoß der Landesregierung zur Abschaffung der Zertifizierungspflicht. Ziel ist es, im Sinne der Initiative „Einfacher. Schneller. Günstiger.“ Bürokratie abzubauen, damit Lehrkräfte sich auf den Unterricht konzentrieren können. 

Ich freue mich, dass wir heute gemeinsam über dieses wichtige Anliegen sprechen.

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